Über Penzberg wird ab und an geschimpft, dass dort für die Jugend zu wenig geboten sei. Das trifft rund um Weihnachten sicherlich nicht zu. Vom ersten Advent bis Heilig Dreikönig wird der Stadtplatz wieder verwandelt in eine märchenhafte Eisfläche. Weil bis dahin noch rund fünf Wochen ins Land gehen, haben wir uns mit Schauspieler Dieter Fischer bewusst nicht über Weihnachten unterhalten. Der Rosenheim-Cop und ehemalige Kaiser von Schexing nahm diesmal Platz auf unserer Roten Couch. Im großen Interview am Fuße des Heiligen Berges sprach der 47-Jährige über Gottvertrauen, Blaukraut aus der Dose, Sprechunterricht, um vom Dialekt wegzukommen, und einen Ort, der sich würdevoll um „Wegsortierte“ kümmert.
Die von German Fischer eingesammelte Ware wird Gott sei Dank nur selten wegsortiert. Nämlich dann, wenn die Hemmstoffwerte in der Milch zu hoch sind. Wir haben den Kfz-Mechaniker, Spediteur und Milchfahrer bei seiner Route von Peißenberg über Forst nach Peiting begleitet und festgestellt: Die Abholung des „weißen Goldes“ ist Millimeterarbeit unter allerhöchstem Zeitdruck. Einer seiner Bio-Milch-Kunden ist Klement Kölbl aus Forst-Wessobrunn, der als einer der ganz wenigen noch heute mit dem Kaltblut-Pferd ins Holz geht. Wir haben den leidenschaftlichen Rosserer mit Zuchthengst Damaskus in einen dichten Fichtenwald hineinbegleitet und erstaunt festgestellt: Eine Maschine ist in solch sperrigem Gelände auch nicht schneller.
Schnell den Markt erobern? Das wünscht sich der erste Sieger unserer zeitlosen Serie „Start-ups im Tassiloland“ sicherlich. Zuzutrauen wäre es den Tutzingern in jedem Falle. Denn der „Powerbreather“, so der Name ihrer Erfindung, hat durchaus das Zeug, den Schwimm- und Tauchsport nicht nur zu verändern, sondern gar zu revolutionieren. Keine Revolution, aber ein Vorzeigebeispiel, wie Wirtshaussterben auf dem Land erfolgreich verhindert werden kann, ist das Konzept der Eberfinger Post – preisgekrönt und umgesetzt dank tatkräftiger Unterstützung der Gemeinde. Dass dort die New Orleans Dixie Stompers ihr Jubiläumskonzert abhalten, ist auch ein Beweis für die Beliebtheit der Gaststätte. Seit 30 Jahren verzaubern die Berufsmusiker aus Unterhausen, Peißenberg, Murnau und München mit Jazz, Blues und Dixie auf höchstem Niveau.
Dagegen noch recht neu ist die Kunst des „Poetry Slam“. Julia Engelmann, Star dieser Szene, hat jedoch einen regelrechten Hype ausgelöst in Deutschland. Auch hier im Tassiloland blüht diese berührende Form des Dichterwettstreits langsam auf.
Mehr furchteinflößend als poetisch wirken die Penzberger Beaschd’n, wenn sie in ihren Masken und Kostümen durch die Dörfer ziehen. Der Brauch, Wintergeister auszutreiben, ist alt, und schön, und gruselig. Und eher nichts für kleine Kinder, wie ein fleißiger Nikolaus aus Polling zunehmend feststellt. Der 74-Jährige schlüpft seit elf Jahren in die Rolle des Bischofs mit dem langen weißen Bart, der immer seltener mit seinem düsteren Gehilfen ausrückt.
All diese Themen und noch viele weitere gibt es in der aktuellen November/Dezember-Ausgabe des „tassilo“.
Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen
Ihr „Team tassilo“
(Hier können Sie die Ausgabe übrigens direkt durchblättern)