Die negativen wirtschaftlichen und gesundheitlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie braucht niemand. Insofern spricht es Michael Krippel auch ungern aus, dass die neue Situation für ihn, seine Frau und seine Stickerinnen trotz allem auch etwas Gutes hat. Bis Mitte März hatte der Lederhosenmacher noch Wartezeiten auf eine handgemachte Hirschlederne von bis zu zwei Jahren. Aufgrund weniger Neuanfragen seit Ausbruch der Pandemie sieht er nun endlich die Chance, seine Kunden etwas weniger lange zappeln lassen zu müssen.
Handgemachte Hirschlederhosen
Für Marco Teubner könnte die Pandemie ebenfalls positive Auswirkungen haben. Der 48-Jährige arbeitet hauptberuflich als Autor für Karten-, Brett- und Kinderspiele. Damit ist er einer von ganz wenigen Ausnahmekünstlern weltweit. Ob in Pandemie-Zeiten und Urlauben „Dahoam“ wieder mehr gespielt wird und seine Werke sich verstärkt online verkaufen, zeigt sich für den aus Nürnberg Stammenden jedoch erst am Ende des Jahres – beim abenteuerlichen Gang zum Briefkasten.
Mönch, Seelsorger und Unternehmer
Das Gastronomie- und Biergeschäft, das während der achtwöchigen Bräustüberl-Schließung verlorengegangen ist, kann die Benediktinerabtei St. Bonifaz nicht mehr gutmachen im Laufe des weiteren Jahres. Trotzdem wackelt der Heilige Berg in Andechs wirtschaftlich nicht, wie Pater Johannes mit großer Erleichterung der „tassilo“-Redaktion mitteilen konnte. Im großen Interview auf der Roten Couch spricht der leidenschaftliche Autor, Unternehmensberater und Geistlich-Intellektuelle über veraltete Kirchenbilder, die vielschichtigen Aufgaben und Standbeine in St. Bonifaz sowie das in der Gesellschaft vielkritisierte Thema „Zölibat“. Dass die Katholische Kirche Priestern im Jahr 2021 nach wie vor das Gründen einer Familie verbietet, finden viele Menschen traurig, noch mehr erzürnt diese Tatsache sogar.
Weilheimer Kaffeehaus Krönner vor dem Aus
Ein ähnliches Stimmungsbild zeichnet sich gerade im Weilheimer Stadtzentrum ab, direkt auf dem Marienplatz. Dort zählt das Kaffeehaus Krönner seit mehr als 150 (!) Jahren zur beliebtesten Anlaufstelle für Torten, Törtchen und Pralinen. Nun steht das Traditions-Café vor dem Aus, was vielen Stammkunden Tränen in die Augen treibt. Emotional wird auch der Abschied von Vasja Legiša werden. Über zehn Jahre hinweg begeisterte der Taktgeber des Weilheimer Kammerorchesters mit fesselnden Live-Konzerten. Das letzte unter seiner Führung soll nun im Oktober stattfinden. Und nicht aufgrund von Sicherheitsabstand und Hygienemaßnahmen ein Abschied aus der Kategorie „unvergessen“ werden. Ersatzlos gestrichen wurde derweil die 30-Jahr-Feier des Mütterzentrums in Weilheim. Wir haben die Verantwortlichen trotzdem besucht im Altbau an der Augsburger Straße – und Einblick bekommen in das breite Angebotsspektrum für Kinder, Eltern und Großeltern. Ähnliches Schicksal teilt die Hochberghauser Tanzlmusik. Auch sie kann ihr Jubiläum nicht wie gewünscht zelebrieren. Umso herzergreifender lesen sich die Anekdoten aus vier Jahrzehnten volksmusikalischer Leidenschaft. Ebenfalls mit viel Herzblut betrieben wird in unserer September/Oktober-Ausgabe Kinder-Yoga, Baumkletterei und Ausbildungssuche. Maximalen Bewerbungserfolg wünscht an dieser Stelle,
Ihr „tassilo“-Team
Viel Spaß beim Lesen